"Kickstart von Null auf Hundert" : Großer Andrang in den Kostümläden in Bonn
Bonn. Die Hochsaison des Bönnschen Fastelovend hat begonnen. In den vergangenen Tagen waren im Zentrum und in Beuel viele Käufer in den Kostümabteilungen zu beobachten. Deiters-Geschäftsführer Björn Lindert spricht von einem "Kickstart von Null auf Hundert“ in den vergangenen zwei Wochen.
Schnauzer zum Ankleben in verschiedenen Formen und Größen, Polizisten-Westen, Schminke und rot-geringelte Kleidung soweit das Auge reicht, aus den Lautsprechern tönt "Et jitt kei Wood". Was in den Deiters-Filialen im Bonner Zentrum und in Beuel zum Tagesgeschäft gehört, wird dieser Tage auch das allgemeine Stadtbild bestimmen – zumindest in den Brauchtumszonen. Mit der Weiberfastnacht wird der Höhepunkt der Karnevalssession eingeläutet. Wer durch die zahlreich ausgefallenen Veranstaltungen bisher unsicher war, ob sich der Kostümkauf lohnt, deckte sich in den vergangenen Tagen noch rechtzeitig mit Verkleidungen ein.
So etwa Rosemarie Stark. Sie steht am Mittwoch noch etwas zaghaft vor einer blau-schimmernden Bob-Perücke in der Kostüm-Abteilung von Galeria Kaufhof. "Nehme ich die? Und was ziehe ich dann dazu an?", überlegt die Seniorin laut. Sie wird die Weiberfastnacht in einer Einrichtung des roten Kreuzes verbringen, wo unter strengen Hygiene-Auflagen zehn Besucher zugelassen sind. Die Kostüme "werden immer teurer", aber davon lasse sie sich nicht den Fastelovend verderben. Schwarze Kleidung zu blauer Perücke soll es sein. "Ich freue mich schon, richtig albern zu sein", sagt sie.
Deiters-Geschäftsführer: Letzte zwei Verkaufswochen waren "große Erleichterung" für seine Mitarbeiter
Zwei Frauen, die am Mittwoch ebenfalls nach Verkleidungen Ausschau halten, sind noch unentschlossen. Ein japanisch anmutendes, rotglänzendes Kleid kommt für eine der beiden infrage. Die andere weiß noch gar nicht, ob sie feiern geht. Ihre Kumpanin ist Lehrerin in Köln. Zögerlich gibt sie preis, dass sie Tickets für eine Party in der Karnevalshochburg hat. Die Teilnehmerzahl sei begrenzt und es werde getestet, beschwichtigt sie. "Andernfalls fände ich das auch beknackt, zu feiern", sagt die Lehrerin. Dass die Domstadt das gesamte Stadtgebiet zur Brauchtumszone erklärt hat – anders als Bonn – findet die Pädagogin in Ordnung.
"Wir sind noch nicht beim Vor-Corona-Level angelangt", bilanziert Björn Lindert, Geschäftsführer des Kostümhändlers Deiters. Seit der Pandemie habe man 95 Prozent Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Mit der Ankündigung, es dürfe in den Brauchtumszonen gefeiert werden, habe sich das Blatt jedoch gewendet. In den vergangenen zwei Wochen hat das bundesweit ansässige Unternehmen einen "Kickstart von Null auf Hundert" erlebt, so Lindert. Speziell im Rheinland strömten die Kunden in die Filialen. Besonders beliebt sind in diesem Jahr Verkleidungen als Ahoi-Brause oder Kinderschokolade.