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Karnevalszug Godesberg: 40.000 Zuschauer bei jecker Bauerndemo

Karnevalszug in Bad Godesberg : 40.000 Zuschauer bei jecker Bauerndemo

Landwirte machen im Godesberger Zug auf sich aufmerksam. Das bunte Spektakel mit vielen Ideen stört das nicht. Und natürlich regnet es wieder Kamelle satt.

Ganz schön clever, die Landwirte: Im Zuge ihrer Demos vor Kurzem nutzen sie den Karneval noch einmal, um auf ihre Existenzängste aufmerksam zu machen. Denn die Jecken kommen ohne ihre Traktoren nicht aus, und wenn dann vorne noch ein Plakat dranhängt – dann es et su. „Die Bauern haben die selbst mitgebracht“, sagt Sebastian Schmidt von der Allgemeinen Karnevalsgesellschaft Prinzengarde (AKP). „Aber es passt ganz gut. Wir unterstützen das.“

Festausschussvorsitzender Ralph Eisenstein ist zufrieden: Nicht nur mit dem Wetter, sondern auch mit den wieder 40.000 Jecken am Straßenrand, von denen besonders viele hinter den Drängelgittern auf dem Theaterplatz stehen. Woanders sind die nicht nötig, da passen die Wagenengel gut darauf auf, dass niemand unter die Räder kommt.

Ein paarmal hakt es zwischendurch für ein paar Minuten. Macht nichts: Statt geworfener Kamelle werden dann die Boxen an den Häusern was lauter gemacht. Die Jecken tanzen oder singen lauthals mit zu „Leev Marie“. Das Fazit der Polizei: alles friedlich.

 Ich glaube, ich platze gleich vor Glück.
Ich glaube, ich platze gleich vor Glück. Foto: Thomas Kölsch

„Ich bin schon ein bisschen aufgeregt“, meint Andreas von Fricken zu seinem Debüt als Zugleiter. Doch das legt sich schnell, weil einfach alles glatt läuft. Gut, in der City muss noch ein Stromkasten aufgeschlossen werden, damit ein Würstchenbräter nicht nur kalte Küche anbieten kann. Ist mit einem Telefonanruf schnell erledigt.

Dann beginnt die bunte Parade – und zwar von Anfang an mit einer sehens- und hörenswerten Show des Pasveer Corps aus Leeuwarden. Die Musiker marschieren kreuz und quer oder auch gern mal hinter dem Publikum her – zum Beispiel in der Alten Bahnhofstraße. Da staunt ein Helfer des Festausschusses: „Das hat es noch nicht gegeben. Die machen, was sie wollen.“

Das Pasveer Corps aus Leeuwarden mischt mit seiner Show Bad Godesberg und seine Narren ganz schön auf.
Das Pasveer Corps aus Leeuwarden mischt mit seiner Show Bad Godesberg und seine Narren ganz schön auf. Foto: Thomas Kölsch

Solche Gruppen sind gern gesehen Gäste, wie auch der Fanfarencorps-Nibelungenstadt-Worms, das schon seit 48 Jahren zum Bonner Karneval kommt. Am Rosenmontag zieht die Truppe dann auch immer beim Rosenmontagszug in der Stadt mit. Jedes Mal mit dabei: Wolfgang Keller, fast ein Gründungsmitglied dieser närrischen Freundschaft. Er kommt nämlich schon seit 46 Jahren hierhin. Und natürlich: Ihm gefallen Bad Godesberg, Bonn und der Fastelovend.

Das dürfte den Funktionären runtergehen wie Öl, das auch dringend in der Garage von Robinson Wellfit benötigt wird. Da steht doch tatsächlich eine violette Limousine in der Prunkwagen-Garage. Sie haben den Wagen schon mal so fit gemacht, dass sein Kofferraum ständig neue Kamelle fürs Volk bereitstellt. Zum Boxenstopp bittet auch der Godesberger Motorclub, bei dem die Karre rot, aber ansonsten genauso wartungsintensiv ist.

 Auf dem Theaterplatz: Auch am Traktor des Wagens der Kindergodesia machen die Bauern auf sich aufmerksam.
Auf dem Theaterplatz: Auch am Traktor des Wagens der Kindergodesia machen die Bauern auf sich aufmerksam. Foto: Richard Bongartz

Die Jodesberger Fründe müssen später noch mal verraten, wie sie trainieren, um auf ihrem Olympia-Kurs voranzukommen. Aber wahrscheinlich ist es im Zug das letzte Bierchen vor Bauch-Beine-Po und Pilates. Ein paar quietschbunte Kurze gehen zumindest schon mal über die Reling an die großen Narren. Für die Kleinen hagelt’s natürlich, wie bei den anderen Wagen und Fußgruppen auch, Kamelle. Bei einem kleinen Jungen ist Tüte so voll, dass er sie kaum tragen kann.

Die Heiderhofer Freibeuter streuen sich das Konfetti gegenseitig von hinten übers Haar. An die Zuschauer geht eine Ansage: „Achtung, Bier zuhalten, jetzt regnet es Konfetti.“ Dann wird das Ganze noch mal für ein schickes Selfie initiiert.

 Becher bitte zuhalten, es regnet Konfetti.
Becher bitte zuhalten, es regnet Konfetti. Foto: Thomas Kölsch

Glücksbärchis tanzen zu Techno auf einem verlängerten grauen Käfer, bei den Ärzten des alltäglichen Lebens verteilt Dr. Boesenheit ganz lieb Popcorn – tut gar nicht weh. Das Prinzenpaar gibt, wie es das angekündigt hat, am Ende „nochmal Vollgas“.

Die besonderen Vorfälle des Nachmittags: Leere Portemonnaies bei den Teilnehmern wegen Kamellekaufens, viel Heiserkeit durchs Mitsingen von „Pirate“, „Et jitt kei Wood“ und „Wolkeplatz“, volles Festzelt an der Stadthalle und starke Partys bei den Vereinen. Die Taxifahrer reiben sich schon die Hände.