Keine Züge in der Session 2021/2022 : Auch in Bornheim hagelt es Absagen für den Karneval
BORNHEIM. Es wird düster um die Karnevalsveranstaltungen im Vorgebirge. Nun sind auch die Karnevalszüge in Bornheim abgesagt worden. Was bleibt eigentlich noch von der Session?
Kein Zoch in Bornheim. Das hat die Stadt zusammen mit den Karnevalsgesellschaften, Ortsausschüssen, sowie Dorf- und Vereinsgemeinschaften beschlossen. Zuvor war eine Frist ausgelaufen, in der die Veranstalter ein Konzept zur pandemiegerechten Ausrichtung der Feierlichkeiten erarbeiten sollten. Ein solches konnte aber nicht aufgetan werden. Entscheidungen über den Sitzungskarneval und größere Feiern sollen die Veranstalter noch gesondert verkünden.
Es handelt sich um den jüngsten Eintrag auf einer langen Liste von Karnevalsabsagen im Linksrheinischen. Im benachbarten Alfter sind die meisten Karnevalszüge bereits ohne Zutun der Stadt abgesagt worden. Auch in Rheinbach haben sich die Jecken gegen Veilchendienstagszug, Rathaussturm und Saalveranstaltungen in Oberdrees entschieden. Wenig später zog die KG Queckenberg nach und sagte die für Februar geplante Horndesitzung und den Kinderball ab. Die Swisttaler Narren haben ebenfalls alle Veranstaltungen abgesagt. In Meckenheim wurde bis jetzt lediglich der Sitzungskarneval abgesagt. Bis Mitte Januar soll eine Entscheidung zum Zug folgen.
Der Karnevalszug in Bornheim wäre nicht groß geworden
„Der Karneval fehlt allen hinten und vorne, aber wir wollten den Zug nicht um jeden Preis machen“, erklärt Svena Franzen, die Vorsitzende der federführenden Karnevalsgesellschaft (KG) Bonneem Alaaf. Zu groß sei die Angst gewesen, dass Bornheim durch die Feierlichkeiten ein Hotspot werden könne. Ohnehin wäre der Zug nicht besonders eindrucksvoll geworden. „Wir hatten nur zwei Anfragen von Fußtruppen und konnten keine Musikgruppe auftreiben“, bedauert Franzen.
Auch wenn die Bornheimer Jecken theoretisch noch Sitzungen und Karnevalsfeiern veranstalten könnten, wird kaum jemand von diesem Recht Gebrauch machen. Auch das Prinzentreffen der Bornheimer Stadtsoldaten, das für den 30. Januar geplant war, wird nicht stattfinden. Das gab Helmut-Willi Vianden im Gespräch mit unserer Redaktion bekannt. Die Stadtsoldaten hätten die Entscheidung mitgetragen, aber seien trotzdem schwer enttäuscht. „Keiner wollte die Verantwortung übernehmen einen 2G-Karnevalszug zu organisieren“, sagt Vianden. Das dürfte sich tatsächlich als schwierig erweisen. Für viele Vereine wäre es zwar ein leichtes, nur Immunisierte mitfahren zu lassen, doch das Publikum zu kontrollieren halten alle für unmöglich. Auch Franzen: „Wir müssten weite Teile der Stadt absperren, inklusive Privatgrundstücke und alle Zugänge kontrollieren. Das wäre unmöglich.“
Ein fertiger Karnevalszug landet in der Mottenkiste
Dabei war der Karnevalszug in Bornheim Stadt bereits quasi fertig organisiert und finanziert. „Die Angebote für Traktoren und Kamelle hatte ich alle schon vorliegen. Das geht jetzt alles zurück“, erklärt Andrea Schlegel aus dem Ortsausschuss, der den Zug finanziert hätte. Gerade nach dem Flut- und Seuchenjahr hätte Schlegel ein wenig Ablenkung wichtig gefunden: „Seit fast zwei Jahren ist alles leer, alles einsam, alles tot“.
Auch Helene Sutorius vom Damenkomitee Hemmerich ist „sehr traurig“. Nicht nur, dass die Session zum 66-jährigen Jubiläum des Vereins ausfällt. Beim abgesagten Karnevalszug hätten die Hemmericher Damen auch das erste Mal einen eigenen Wagen gehabt. „Wir hatten gehofft, dass noch ein Weg gefunden wird, aber daraus ist nichts geworden“, so Sutorius. Auch die Feierlichkeiten in Merten fallen coronabedingt aus. „Da die Session 2021 leider Corona zum Opfer gefallen ist, hier leider nur ein paar Infos zur Session 2020“ heißt es auf der Website des Vereins, geziert mit einem traurigen Smiley. Doch die Absage ist leichter gesagt, als getan, wie der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Merten, Josef Breuer, erzählt: „Wir haben jetzt alle Hände voll zu tun.“ Es gelte, aus Verträgen herauszukommen und den finanziellen Schaden möglichst gering zu halten. Immerhin hat Merten schon einen Prinzen für die nächste Session, die stattfinden kann.
Der am längsten amtierende Karnevalsprinz der Welt
Dieser, mit Namen Theo I. ist wohl der am längsten regierende Karnevalsprinz der Welt. Theo Mandt, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, war bereits 2020 zur Tollität befördert worden. Als die Session ausfallen musste, wurde seine Regierungszeit verlängert. Laut Breuer wird man dieses Jahr genauso verfahren, sodass Theo I. fast drei Jahre auf dem Thron bleiben wird. Die entsprechenden Proklamationen sind freilich ausgefallen, was Theo I. am meisten stört.
„Man ist schon sehr enttäuscht“, sagt er. Seit fast zwei Jahren hänge das Ornat nun in seinem Schrank. Er sei frustriert vom Hin und Her der Corona-Lage: „Es wäre schön, wenn wir ein bisschen besser planen könnten“, sagt er. Den Urlaub über Karneval hat er sich schon genommen. Was nun damit geschieht, ist unklar. „Ich könnte wegfahren, oder die freien Tage für das nächste Jahr aufsparen, wenn eine richtige Session wieder möglich ist“, überlegt er.